BVerwG, Urteil vom 27.05.1993 - 5 C 7.91, FEVS 44, 229
»1. Eine Überleitungsanzeige nach § 90 BSHG ist rechtswidrig und verletzt nicht nur den Hilfeempfänger, sondern auch den (vermeintlichen) Drittschuldner in seinen Rechten (§ 113 Abs. 1 Satz 1 VwGO), wenn sie die tatbestandlichen Anforderungen des § 90 Abs. 1 Satz 1 und 3 BSHG nicht erfüllt.
2. Vertragliche Unterhaltspflichten, die nicht nur von einer symbolischen Gegenleistung abhängig, sondern Gegenstand eines wirtschaftlichen Austauschvertrages (hier: Altenteilsvertrag) sind, fallen nicht unter § 91 Abs. 1 Satz 1 BSHG.
3. Die Vorschrift des § 90 Abs. 1 Satz 1 BSHG verleiht nicht nur dem Hilfeempfänger, sondern auch dem (vermeintlichen) Drittschuldner Anspruch auf fehlerfreie Ausübung des Überleitungsermessens durch den Sozialhilfeträger.«
Fundstellen: BVerwGE 92, 281, DÖV 1994, 175, EzFamR aktuell 1993, 394, FEVS 44, 229, FamRZ 1994, 31, FuR 1993, 350, NJW 1994, 64
Normenkette:
BSHG § 2 Abs. 1, §§ 90, 91
,
VwGO § 42 Abs. 2, § 113 Abs. 1, § 114
Vorinstanzen: OVG Niedersachsen 24.10.1990 4 OVG A 221/88 , VG Hannover 09.08.1988 3 VG A 407/86

Entscheidungstext anzeigen: